Samstag, 24. September 2016

Crime Cologne 2016

Letztes Jahr Declan Burke und Sam Millar, 2015 Don Winslow, dieses Jahr Chris Carter. Hätte ich doch nicht Adrian McKinty verpasst, das wird mir ewig hinterherlaufen.
Es war wieder soweit: Köln wird zur Krimihauptstadt und hat auch in diesem Jahr wieder unzählige Berühmtheiten der Spannungsliteratur eingeladen.
Auf meiner Liste ganz oben stand natürlich Chris Carter, der mich mit seinen Romanen um die Detectives Robert Hunter und Garcia schon einigen Schlaf gekostet hat. Nicht, weil ich so ein Nervenwrack war und nicht einschlafen konnte, sondern, weil ich nicht aufhören konnte zu lesen.


Moderation: Margarete von Schwarzkopf
Deutsche Stimme: Wanja Mues

Bevor Chris Carter, Margarete von Schwarzkopf und der Schauspieler Wanja Mues die Bühne betraten, erklärte der, nennen wir ihn "Ansager", dass sich uns Lesern bzw. Zuhörern bei Chris Carter der Hals zusammenschnüren würde. "Es wird heftig." Spätestens hier wussten schon alle Anwesenden, worauf sie sich eingelassen hatten. Wenn sie das denn nicht sowieso schon wussten.

Also betrat Chris Carter die Bühne: langes Haar, Piercing im Gesicht, tätowierte Arme, T-Shirt, Jeans und Lederstiefel. Zunächst erstaunlich schüchtern und zurückhaltend mit etlichen "Thank you" für das zahlreiche Erscheinen wurde er relativ schnell im Verlaufe des Abends sehr viel offener und vor allem sehr, sehr unterhaltsam.

So erzählte er zunächst darüber, wie man sich sein Handwerk und seine Art ein Buch zu schreiben vorstellen könnte. Bei ihm braucht es vor allem eine grobe Idee des Plots. Das können zwei Sätze sein oder auch eine komplexe Handlung. Bei Kollege Ian Ranking dreht sich laut Carters Aussage erstmal alles um den Titel des Buchs, bevor es überhaupt los geht. Chris Carters Rat an alle aufstrebenden Autoren: schreibt, wie ihr wollt. Nackt, im Bad, in der Wanne, am Schreibtisch, draußen, im Café, egal. Hauptsache ihr fühlt euch wohl. Ein Beispiel, wie er auf einen Plot kam nannte er dann auch direkt: eines Tages am Strand mit seiner Freundin, kam ihm die Idee, dass ein Serienmörder bei seinen weiblichen Opfern etwas einführen könnte. Der Vollstrecker war geboren, seine Beziehung begraben.

Die Arbeit an einem Buch dauert ca. 10 Monate, während denen Carter immer und immer wieder Passagen ändert, sich die Dialoge, wie ein Mensch mit einer multiplen Persönlichkeit, selber laut vorspricht und manchmal, wie im Fall von "I am Death", nach 5 Monaten einfach das ganze Skript in den Müll wirft, weil es ihm nicht gefällt - 4 Monate vor Abgabeschluss. 
Das ist auch der Grund, warum der nächste Roman erst 2017 erscheint. 

Natürlich kam dann im Laufe des Abends auch die Frage, inwiefern seine Vergangenheit als forensischer Psychologe sich in seinem Büchern wiederfindet.
Seine Morde bzw. Mörder finden ihren Ursprung in seinen Erfahrungen. Zumindest teilweise. Allerdings sei die Realität sehr viel grausamer, als das, was er sich ausdenkt. Zudem muss oder sollte alles, was geschrieben wird, irgendwie Sinn machen und nachvollziehbar sein. Chris Carter spricht in diesem Fall vom "satisfiying ending": ein Ende, das keine Motivation des Täters aufzeigt, ist nicht befriedigend und zerstört ein bis dato tolles Buch / Film. 
Starke Antagonisten, die nicht stupide morden, sondern eine Motivation haben, sind ein Markenzeichen der Romane um Hunter und Garcia. Es braucht starke Gegenspieler, weil Hunter (und Garcia) selbst so gut sind. Passenderweise hat Carter auf seinem rechten Bizeps den "Joker" aus "Batman" tätowiert. 

"Fiction makes sense, reality doesn't."

Carter erzählte von einem Interview mit einem Massenmörder, der nach einem Barbesuch und einem harmlosen Streit mit einem anderen Besucher, diesen nach Hause folgte und ihn, die Frau, drei Kinder und den Hund getötet hat. Warum?? Weil die auch Zuhause waren (um 2 Uhr Nachts). 
Außerdem schildert er, dass Babys in Mikrowellen gefunden wurden. Mehr wollte er uns nicht zumuten. 
Diese Erlebnisse hat er übrigens alle in den USA gemacht. In dem Land, was seine ersten 5 Bücher nicht veröffentlichen wollte, weil sie zu brutal seien. Welch Ironie.

Dennoch macht es ihm auch Spaß, sich neue Arten des Mordens auszudenken. Hierbei reibt er sich bedrohlich die Hände. 
Das Publikum gröhlt. 



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