Mittwoch, 23. September 2015

Raquel J. Palacio - Wunder

"Ich weiß, dass ich kein normales zehnjähriges Kind bin."

(c) dtv

 Verlag: dtv - 444 Seiten - ISBN: 3423625899 - Veröffentlichung: 1. Januar 2015 - Originaltitel: Wonder

Klappentext

August ist zehn Jahre alt und lebt mit seinen Eltern und seiner Schwester Via in New York. August ist schlagfertig, witzig und sensibel. Eigentlich könnte also alles ganz normal sein in seinem Leben. Doch eines trennt August von seinen Altersgenossen: Sein Gesicht ist entstellt, und unzählige Operationen hat er schon über sich ergehen lassen müssen. Das iist auch der Grund, warum er noch nie auf einer öffentlichen Schule war und bisher zu Hause unterrichtet wurde. Das neue Jahr aber soll alles ändern. August wird in die fünfte Klasse der Bezirksschule gehen, und natürlich hat er Angst. Doch August wäre nicht August, würde er nicht auch diese Herausforderung mit Bravour meistern!

Meine Meinung

Der Klappentext klingt in meinen Augen ein bisschen kitschig. Oder eher sentimental "..würde er nicht auch diese Herausforderung mit Bravour meistern!". "Wunder" ist auch sentimental. Aber das ist mir in diesem Fall völlig egal. Das Buch ist einfach zu gut, zu lesens- und liebenswert. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen und war ziemlich traurig, als ich es ausgelesen hatte.

"Ich heiße übrigens August. Ich werde nicht beschreiben, wie ich aussehe. Was immer ihr euch vorstellt - es ist schlimmer."

Die ersten Seiten stellen bedrückend dar, wie isoliert August von seiner Außenwelt lebt. 
Die Art und Weise, wie er erzählt ist dabei ziemlich komödiantisch. Sehr trocken und unbekümmert, wie nur Kinder es können. Das zieht sich übrigens durch das ganze Buch. Aber es ist auch traurig. 
Er wird von seinen Eltern geschützt, aber ob sie ihm damit wirklich einen Gefallen tun, ist fragwürdig.
Was mir besonders gut an dem Buch gefällt, ist, dass es nicht nur aus Auggies Sicht geschrieben ist und erzählt wird, wie er die Welt sieht, sondern auch aus den Augen seines Umfelds. Wie sehen sie ihn?? Wie kommen sie mit ihm klar?? Hervorragend ist hier die Sicht aus den Augen seiner großen Schwester, die in ihrem ganzen Leben bzw. seit der Geburt ihres Bruders immer nur die zweite Geige gespielt hat. 

"Für mich ist Halloween der beste Feiertag der Welt. Er schlägt sogar Weihnachten. Ich kann mir ein Kostüm anziehen. Ich kann eine Maske tragen. Ich kann wie jedes andere Kind mit einer Maske rumlaufen, und niemand findet, dass ich komisch aussehe. Niemand schaut zweimal hin. Niemandem falle ich auf. Niemand kennt mich."

In dem Buch befinden sich einige sehr erinnernswerte Sätze, die der, wie immer, coole, weise, weltgewandte Englischlehrer seinen Schülern mit auf den Weg gibt. Beispiel gefällig?? "Nimm dir keine Freunde, die dir nicht ebenbürtig sind." (Konfuzius)
Und wie jedes Jugendbuch, zeigt es natürlich auf, was wahre Freundschaft (wert) ist und wie hinterlistig Mitmenschen sind. Das Alter der Protagonisten spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Wenn es Mittzwanziger wären, würden sie sich genauso verhalten. Ja, klischeehaft, aber auch hier gucke ich locker drüber hinweg. Das Buch macht zu viel Spaß und berührt zu sehr (wer hätte gedacht, dass ich sowas mal schreibe..).
"Wunder" hat mich irgendwie auch an den Film "Die Maske" (nicht mit Jim Carrey!!) erinnert. Den ersten Film, von dem ich laut meiner Mutter, nie genug kriegen konnte. 

Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, an was für einem Syndrom August leidet. Und als es endlich mal erwähnt wurde, war es mir egal. Ich habe nicht sofort gegoogelt. Es spielt keine Rolle, wie er aussieht.

Fazit

Absoluter Lesebefehl. Für Groß und Klein. 
Eins der schönsten und bewegendsten Bücher, das ich seit langem gelesen habe.



"Doctors have come from distant cities, just to see me, stand over my bed, disbelieving what they're seeing.
They say I must be one of the wonders, of God's own creation, and as far as they can see they can offer, no explanation."


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