Sonntag, 27. September 2015

CrimeCologne 2015

mit Declan Burke und Sam Millar

Nachdem ich 2014 ja schon im Rahmen der CrimeCologne das Vergnügen hatte bei einer Lesung von einem meiner absoluten Lieblingsautoren Don Winslow dabei sein zu dürfen und anschließend noch ein bisschen mit ihm zu plaudern, habe ich es mir dieses Jahr nicht nehmen lassen, zum Doppelfeature "Irischer Abend" mit Declan Burke und Sam Millar im Stadtgarten in Köln zu radeln. Ist ja quasi um die Ecke. 
Nochmal hätte ich es mir wahrscheinlich auch nicht verziehen, wieder so bemerkenswerte Gäste zu verpassen. Wir erinnern uns: Anfang des Jahres habe ich es einfach völlig verplant zur Lesung von Adrian McKinty im Rahmen der lit.Cologne zu gehen. My bad.

Den Anfang des "irischen Abends" machte Declan Burke, dessen Buch "Absolute Zero Cool, letztes Jahr in Deutschland erschien. Es handelt sich hierbei um sein viertes Buch, aber es ist das erste, was ins Deutsche übersetzt wurde. 2016 folgt sein Buch "The big O". 
Das Buch wurde von der Presse gefeiert, ich habe es bisher leider nicht gelesen. Noch nicht gelesen. Denn was ich hier zu hören bekam, hat mich sehr von dem Werk überzeugt. Die Kritiken, die ich bisher gelesen habe, haben mir zumindest nicht zu viel versprochen. Burke hat dazu noch einige interessante Facts geliefert, die ihr später in meiner Rezension nachlesen könnt ;-)
Darüber hinaus ist Declan Burke ein äußerst sympathischer und authentischer Typ. Zu Beginn der Lesung war er offensichtlich ziemlich angespannt und nervös, er spielte die ganze Zeit mit seinen Händen. Aber diese anfängliche Nervösität legte sich sehr schnell und so plauderte er auch offen über seine literarischen Anfänge und darüber, wie er überhaupt zum Schreiben kam.
Der Film "The Big Sleep" aus dem Jahr 1946 hat ihn umgehauen, aber das Buch von Raymond Chandler, 1939, hat ihm ein Gefühl gegeben, "nach Hause zu kommen" und gefunden zu haben, was er in Zukunft machen möchte. Zum Glück handelte es sich hierbei nicht um eine romantische Komödie, denn besonders die Sprache Chandlers hatte es ihm angetan und er wollte einfach genau das machen, was Chandler getan hat - und seien es Liebesschnulzen oder Bücher über Vampire.
Auch in unserem Gespräch nach der Lesung hat sich dieser sympathische Eindruck bestätigt und er war total locker und freundlich. 
Perfekt deutsch vorgetragen wurden Ausschnitte aus dem Buch von Robert Brack. Besser hätte ich es mir nicht vorstellen können. Und dann auch noch von so einem renommierten Autor.

Sam Millar, Jahrgang 1955, klein und hängende Mundwinkel, ist jemand, dem ich nicht im Dunkeln begegnen wollen würde. Vielleicht im Laufe der Nacht in einem dunklen Pub, aber jedenfalls nicht in einer dunklen Gasse.
Er strahlt etwas aus, das ich kaum in Worte fassen kann. Eine natürliche Härte und Griesgrämigkeit. Aber wer will ihm das bei seinem Leben, über das er in seiner bereits 2010 erschienen Biografie "On the Brinks" berichtet, auch verdenken. Aber er bereut nichts. Seine drei Jahre im nordirischen Gefängnis als Teenager betrachtet er rückblickend als eine Art Segen, denn dort begann er zu lesen und zu schreiben. Und auch dank einer Erscheinung von Hunter S. Thompson inmitten einer Tränengaswolke. Der harte belfaster Akzent, es war zunächst wirklich schwer sein Genuschel zu verstehen, passt perfekt ins Bild.
Aber wenn man dann genauer hinsieht und hinhört, dann findet man feinen, ironischen und schwarzen Humor in fast jeder seiner Sätze und wenn Sam Millar schmunzelt oder gar grinst, dann verschwindet auch die einschüchternde Aura.
Das packende Werk wurde sehr eindrucksvoll von Josef Tratnik vorgetragen. 



Alles in allem ein mehr als gelungener "irischer Abend", nächstes Jahr gerne wieder.

2 Kommentare:

WortGestalt hat gesagt…

Coole Einblicke, danke für den Bericht!! :) Die beiden Autoren im Doppelpack darf man sich ja quasi nicht entgehen lassen, bei mir stehen beide Autoren noch auf meiner Leseliste, die Veranstaltung hätte mich auch neugierig gemacht! :)

Liebe Grüße, Philly

wassollichlesen hat gesagt…

Es war wirklich wahnsinnig gut. Ich kann nur jedem empfehlen, wenn sich die Gelegenheit ergibt, an solchen Veranstaltungen oder Lesungen teilzunehmen :-) Es ist immer unglaublich "intim" und unterhaltsam.
Und Declan Burke und Sam Millar musst du lesen :-)