Mittwoch, 4. Juni 2014

Der Himmel über Greene Harbor  

"Als meine Schwester noch ein Baby war, nahm meine Mutter sie manchmal aus dem Hochstuhl und sang: "Raus, raus, raus! Raus mit dem Teufel!" "

Verlag: Mare - 319 Seiten - ISBN: 3866481608 - Veröffentlichung: 12. Februar 2013 - Originaltitel: When Captain Flint was still a good man

Klappentext

Jeden Herbst lassen die Männer von Loyalty Island den grünen Nebel der Olympic-Halbinsel hinter sich und fahren auf die Beringsee hinaus: Der Winter gilt dem Krabbenfang, er sichert die Einkünfte für das gesamte Jahr und alle Familien in Loyalty Island. Der vierzehnjährige Cal ist zu jung, um seinen Vater zu begleiten, aber alt genug, um zu wissen, dass alles in seinem Leben von dem Schicksal der Männer abhängt, die sich Tausende von Meilen nördlich auf den Schiffen befinden.
Er ist ebenfalls alt genug, um die Spannungen zwischen seinen Eltern zu spüren - ob er, Cal, in die Fußstapfen seines Vaters treten soll, ist ein wiederkehrender Streitpunkt-; und auch das Verhältnis seiner Mutter zu John Gaunt, dem Besitzer der Flotte, wirft Fragen auf.
Dann stirbt John Gaunt: ein Schock für Cals Mutter, aber auch eine Bedrohung für die gesamte eingeschworene Gemeinschaft von Fischerfamilien, die seit Generationen wusste, worauf sie sich verlassen konnten. Denn nun soll Johns Sohn Richard die Geschäfte übernehmen, der als zynischer Außenseiter gilt und obendrein noch nie einen Fuß auf einen Kutter gesetzt hat. Als Cal zufällig ein Gespräch zwischen seinem Vater und zwei weiteren Fischern belauscht, beschleicht ihn ein Verdacht - aber kann es wirklich sein, dass sie Richard aus dem Weg räumen wollen?
Der Winter naht, Cals Verdacht erhärtet sich, und bald gerät sein moralischer Kompass massiv aus dem Takt.

Meine Meinung

Als ich angefangen habe das Buch zu lesen, habe ich mich ein bisschen gesträubt. Der Beginn, Cals Schilderungen seines Alltags, seiner Familie und seiner Umwelt, haben mich nicht so richtig vom Hocker gehauen. Kein Verhältnis zum Vater, keine richtige Beziehung zur Mutter. Was ist bloß los mit dieser Familie? Das Buch ist ruhig. Zumindest zu Beginn. 

Die anfängliche Langeweile verabschiedet sich aber relativ schnell, nicht zuletzt durch John Gaunts Tod, sondern auch durch Cals Erzählungen über die Erlebnisse mit seinem besten Freund Jamie. Das macht Spaß, zwei Jungen, die gemeinsam ihre Zeit verbringen und aufwachsen und die später ein gemeinsames Geheimnis verbindet. Aber nicht so schnell! Wobei der Klappentext relativ viel verrät.. Oder doch nicht? Als ich den Klappentext gelesen habe dachte ich nur "alles klar, die bringen diesen komischen Kautz um und vertuschen alles und der arme Cal weiß nicht, wie er sich verhalten soll". Aber das wäre viel zu einfach. Nick Dybeck hat hier einen guten Verlauf der Ereignisse um den Todesfall drum herum gestrickt, der bis zuletzt alle Möglichkeiten offen hält. Außer der Variante, die sich dann abspielt, mit der ich niemals gerechnet hätte bzw. die mir nie in den Sinn gekommen wäre.
Gibt es hier Parallelen zum Meer (erst ruhig und dann stürmisch)?? Okay, zukünftig keine Interpretationsversuche mehr..

Fazit

Das Buch bekommt von mir 4 Eselsohren. Warum? Die moralischen Aspekte für Cals Handeln sind ein Grund für die gute Bewertung. Ein anderer, und der ist für mich eigentlich der entscheidendere ist, dass das Buch nicht bloß für einen Lesespurt bei mir gesorgt hat, sondern für zwei. Der Teil, in dem Cals Beziehung zu Jamie dargestellt wird, ist stark und besonders, natürlich, das unvorhersehbare Ende und dessen Folgen. Toll!
Ein Buch mit ruhigen Grundton, das zum Nachdenken anregt.




Eine Sache noch: das Cover ist furchtbar, wirklich scheußlich. Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Mare-Verlags, bitte ändern Sie diesen grässlichen Schutzumschlag. Also ernsthaft, wenn ich durch einen Bücherladen meines Vertrauens schlendere und dieses Buch bzw. das Coverbild sehe dann weckt das keine sonderlich positiven oder kaufförderlichen Instinkte in mir. Egal wie toll der Inhalt auch sein mag. "Das Auge isst schließlich mit"..


Wer kennt sie nicht, die Beringsee? Hier gibt es eine kurze Information.

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